Dienstag, 12. Juni 2012

Review: Fourteen Twentysix – Lighttown Closure

Sphärische Klänge, elektronisch angehauchte Melodien, gelegentlicher Post- und Alternativ-Rock sowie eine zerbrechliche Stimme. Wer auf diese Attribute steht, ist bei Fourteen Twentysix genau an der richtigen Stelle. Dabei wählt die Band einen Weg, der in den Zeiten des Internets immer häufiger angewandt wird, um sich selbst an die Öffentlichkeit zu bringen und einer grau gefärbten und miesgelaunten Musikindustrie zu entfliehen: Musik für Lau!

Ähnlich der durch die Band Radiohead bekanntgewordene Strategie darf der Hörer selbst wählen, wie viel Geld er für das Erstlingswerk "Lighttown Closure" ausgeben will. So wird das Debütalbum zum kostenlosen Lehrgang für all jene, die gefühlvolle Musik zu schätzen wissen. Doch kostenlose Musik bringt nicht viel, wenn sie nicht eine gewisse Qualität mit sich bringt. Darum braucht sich der Hörer jedoch keine Gedanken zu machen, denn nach dem extrem ruhigen, auf das Album einstimmenden Intro "AM" vertieft sich die Gedankenwelt um ein Vielfaches und zeigt das Potential der noch jungen Band. "After The Storm" ist im Besitz aller eingangs angepriesenen Merkmale. Beruhigende Noten umwickeln die Sinne des Hörers, der innerhalb weniger Sekunden in die Klangwelt gezogen wird. Die zum Schluss freigesetzte Melancholie mündet in den nächsten Song "Closing Hours", der ebenfalls mit einer dichten Atmosphäre und wohligen Klängen überzeugen kann. Vor allem ist es auch hier der Schlussakt, der mit einem Twist aufwartet und welcher die Stimmung von getrübter Melancholie in ein seichtes und hoffnungsvolles Ambiente wirft.  

Der erste wirklich große Sound-Brocken kommt mit "Tonight I", welcher sich musikalisch in einem elektronischen Milieu wiederfindet. Zu Beginn spitzeln an einigen Ecken Akustik-Gitarren hervor, später dringt ein flotteres Schlagwerk hinzu, nur um kurz darauf wieder in dem einprägsamen Refrain zu münden. Abschließen bleibt Raum für zierliche Synthies, ebenso wie im Anfangsteil von "Signals In The Sky". Sichtlich beschwerend wird der anfänglich gestärkte Synthie von trauernden Gitarren abgelöst, die durch ein ständiges Elektro-Hintergrundrauschen festgehalten werden. Mittig bricht der Titel entzwei und verkörpert eine zweigeteilte Stimmungslage. Die noch eben betrübten Gitarrenklänge haben sich nur um eine kleine Nuance verändert und dennoch wirkt die Stimmung gänzlich anders, als noch wenige Sekunden zuvor - dies sind die kleinen aber feinen Details dieser Platte, die sich der Hörer selbst ergründen muss. Der vermutete Schluss entpuppt sich als Aufbäumen, bevor der Track noch einmal zu sich findet.  


Auch "Descending" beginnt verträumt und lässt elektrisiertes Wasser auf den Gitarrensaiten entlang rinnen. Das hohe Niveau bleibt konstant, auch wenn die knapp sieben Minuten an wenigen Stellen etwas gestreckt wirken. Dabei fällt vor allem auf: Eine gewisse Geduld für die einzelnen Stücke sollte man um jeden Preis mitbringen. "White Paint" ist ein weiteres wunderschönes Stück traumverlorener Klänge, auch wenn ich mir kurz vor Schluss der Dynamik zuliebe eine etwas schnellere Nummer gewünscht hätte. Dafür streckt das abschließende "Lashes" erneut den großen, wackelnden Elektronik-Finger aus. Das der angestimmte Rhythmus nicht die gesamten neun Minuten umfasst, dürfte jedem Hörer zu Beginn bereits klar sein. Und so kommt es, dass sich "Lashes" doch noch zu meinem gewünschten Ausbruch entwickelt, welcher sich ab der Hälfte ankündigt und abschließend in einem Gitarren-Synthie-Noise-Embargo untergeht. 

Auf "Lighttown Closure" sind nahezu alle Songs im Begriff, erst frühestens beim fünften Hördurchlauf zu zünden. Fourteen Twentysix sind tatsächlich im Besitz dieses Phänomens. Im Gegensatz zu den manchmal etwas einfach wirkenden, lyrischen Auswürfen spielt die Instrumentalisierung stets auf einem sehr hohen Niveau. Wer auf atmosphärische, verträumte Klänge steht, sollte sich "Lighttown Closure" unbedingt anhören. Dazu muss ich nochmals erwähnen, dass die Platte erst mit der Zeit wächst. Wer das Album zu Beginn nebenbei laufen lässt, könnte 53 unspektakuläre Minuten erleben und dadurch einiges verpassen. Erst nach und nach offenbart sich die Tiefe der Songs, was an der sehr variablen Songschreiberei und den dezent eingesetzten musikalischen Aspekten liegt. Nach diesem Start darf man auf das nächste Album definitiv gespannt sein!

Euer Fibo

Wertung


Tracklist von "Lighttown Closure"

01. AM (2:27)
02. After The Storm (5:10)
03. Closing Hours (5:20)
04. Gone Today (3:51)
05. Tonight I (7:43)
06. Signals In The Sky (8:10)
07. Descending (6:52)
08. White Paint (4:40)
09. Lashes (9:14)

Weitere Infos

Release: 23.04.2010 
Spielzeit: 53:27 
Chris van der Linden (Gesang, Gitarre) 
Synthesizer Jelle Goossens (Gitarre, Electronica) 
Martijn Jorissen (Bass, Electronica) 
Tom van Nuenen (Gitarre, Gesang, Electronica) 
Jeroen Dirrix (Schlagzeug, Electronica)

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