Samstag, 18. August 2012

Review: Kyuss - Welcome To Sky Valley

Sachen packen, ab ins Auto, Kyuss einlegen und schnell zum nächsten Strand! Wer bei den sommerlichen Temperaturen in Kombination mit dieser Mucke nicht auf eine solche Idee kommt, erkläre ich für völlig verrückt. Wenn eines der bekanntesten Stoner Rock-Alben "Welcome To Sky Valley" im Autoradio rotiert, dann verspreche ich euch, dass ihr euch nie wieder etwas anderes wünscht, als das zu tun, was ihr da gerade tut - nämlich das Leben genießen.

Für wonnige Ausbrüche in der Sonne muss man nun mal in die Wüste fahren. Oder zumindest an den nächstgelegenen See. Im Jahr 1994 war die Zeit reif für eine musikalische Spielart, den sogenannten Wüstenrock. Die Band Kyuss aus dem kalifornischen Palm Desert machte die Welt auf diese trockene und erdige Musik aufmerksam. So ist das Album auch knappe 20 Jahre nach der Veröffentlichung noch immer eine Hausnummer für sich.

Die durch Bassverstärker gespielten Gitarren knarzen aus allen Boxen, das Schlagzeug permanent am Übersteuern - man möchte beim Hören von "Welcome To Sky Valley" beinahe meinen, dass sich Sandkörnchen auf der Zunge bilden. Wenn der sieben minütige Opener "Gardenia" zu kreiseln beginnt, bleiben trotz großer Freude beide Augen trocken. So herb und groovig zugleich gibt es selten auf die verstaubte Schokoladenseite. Gleich mit dem zweiten Track "Asteroid" verliert die Platte jegliche Songstruktur, vergräbt sich einmal komplett in der Mojave-Wüste, um sich darauf mit "Supa Scoopa And Mighty Scoop" spiralförmig an die Oberfläche zu musizieren. In Bezug auf die Songstruktur mag man sich auch hier fragen, ob die Jungs gegen Ende des Songs nicht doch von einem Hitzschlag getroffen wurden. "100°" schmettert einen die präzise Antwort auch sogleich um die Ohren.

Mit "Space Cadet" stimmt sich der Monster-Groove des Jahrhunderts ein, eine balladenartige Bass- und Akustik-Gitarren-Entladung, die sich erst nach weiteren sieben Minuten zügelt und in das rockige "Demon Cleaner" übergeht. Während das Gaspedal hier nur knapp über die Hälfte getreten wird und sich während "Odyssey" dem Boden nähert, latscht der Fernfahrer bei dem kurzen "Conan Troutman" gleich mit eisernen Stulpen durch.

Man mag es kaum für wahr halten, aber mit "N.O." kommt der erste Titel mit einem annähernd klassischen Arrangement. Besinnen sich die Jungs von Kyuss so kurz vor dem Ende etwa noch? Natürlich nicht! Der Rodeo-Ritt durch die sandigen Gegenden Kaliforniens wird mit dem unglaublich lässigen "Whitewater" zum Stillstand geritten. Damit ist eine Stunde des psychedelischen Stoner Rock vorbei. Das letzte Wort hat hier das bluesige und sehr humorvolle Outro, welches die Verrücktheit noch einmal mit Holzhammer unterstreicht.

Wer auf druckvollen Rock und eine ungeschliffene Produktion steht, die genau so klingt, als hätte man die Platte nachts zwischen sandigen Dünen und haushohen Felsen aufgenommen, muss hier einfach zugreifen. Jeder der etwas mit der Stimme John Garcias oder mit dem Gitarrenspiel Josh Hommes anfangen kann, fühlt sich ebenfalls eingeladen. Und jeder der etwas musikalische Geschichte tanken will natürlich auch!

Euer Fibo

Wertung

Tracklist von "Welcome To Sky Valley"

01. Gardenia (6:50)
02. Asteroid (4:49)
03. Supa Scoopa And Mighty Scoop (6:03)
04. 100° (2:29)
05. Space Cadet (7:02)
06. Demon Cleaner (5:19)
07. Odyssey (4:20)
08. Conan Troutman (2:11)
09. N.O. (3:48)
10. Whitewater (8:58)

Weitere Infos

Release: 28.06.1994
Spielzeit: 51:53
John Garcia (Gesang)
Josh Homme (Gitarre)
Scott Reeder (Bass)
Brant Bjork (Schlagzeug)

Band-Kontakt:

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