Montag, 6. August 2012

Review: Textures - Dualism

Eines Abends erwischte ich mich wieder mal selbst, wie ich auf der Suche nach neuer Musik unzählige Band-Channels auf YouTube überflog. Dabei ist mir auch das Video zum Song "Reaching Home" der holländischen Band Textures begegnet. Der leichte progressive Touch und die eingängigen Vocals des Sängers Daniel de Jongh nahmen mich auf eine wunderschöne Reise in eine neu definierte Musikwelt mit. Geht die Rechnung auch für das gesamte Album auf?

Djent, Djent und nochmals Djent! Das Genre mit dem etwas untypischen Namen scheint von einer Stufe der Popularität zur nächsten zu springen.  Periphery haben es 2010 mit ihrem ersten, gleich betitelten Album bereits vorgemacht. Die Holländer von Textures sind bereits einige Jahre länger im Geschäft, können von dem Genre-Hype nun aber auch profitieren. Mit ihrer ersten Auskopplung "Reaching Home" kamen sie dabei zur richtigen Zeit aus ihrer Lauerstellung hervor. Der Song ist der eingängigste der gesamten Platte, besticht er durch klaren Gesang und eine verträumte Science-Fiction-Atmosphäre. Wer jedoch durch diesen Track auf die Band aufmerksam geworden ist und "Dualism" in seinen heimischen Player legt, wird mit den ersten beiden Titeln "Arms Of The Sea" und vor allem "Black Horse Stampede" sein blaues Wunder erleben. 

Bei beiden Songs wird nämlich nicht lange gefackelt, sondern gleich ein Bohrkopf nach dem anderen gezückt. Auch die stimmliche Präsenz von Daniel de Jongh ist eine völlig andere. Sein Organ nach unten stimmen kann der junge Mann sichtlich gut. "Sanguine Draws The Oath" beginnt im "Reaching Home"-Stil, verkommt ab dem Mittelteil jedoch zur tief gestimmten Djent-Orgie. Die für das Genre typischen Polyrhythmen strömen ab diesem Moment stärker in den Vordergrund, was der Hörer bei "Consonant Hemispheres" oder auch "Singularity" zu spüren bekommt. Das Zwischenstück "Burning The Midnight Oil" beginnt beinahe in einem elektrisch geladenen Post-Rock-Feld, bleibt sich den metallischen Vorzügen jedoch treu - in diesem Fall aber ohne Gesang.


"Minor Earth, Major Skies" zieht das Tempo einmal ordentlich an und überschlägt sich mitsamt dem nachfolgenden und ebenfalls unkontrollierten "Stoic Resignation". "Foreclosure" ist dann das obligatorische Interlude vor dem letzten großen Sturm. Dieser prallt in "Sketches From A Motionless Statue" in Form von versteinerten Regentropfen auf den Kopf des Hörers, bis auch hier der Kanal endgültig voll ist. Doch bis dahin bleiben noch fünf großartige Minuten, welche die Qualität dieser Scheibe noch einmal dick unterstreichen.

Neben der technischen Raffinesse der Band muss ich Sänger Daniel de Jongh ein großes Lob zukommen lassen. Er schafft es, trotz beherzigten (Poly-)Rhythmen und teils gewagten Arrangement-Übergängen immer insoweit die Kurve zu bekommen, dass eine markante Melodielinie entsteht. Dies wirkt an manchen Stellen vielleicht etwas gewollt, doch zum Großteil sitzen die Vocals auf den djent'schen Rhythmus - was durchaus schwierig bis unmöglich sein kann - wie der Deckel auf dem holländischen Kochtopf.

Wer Bands wie die ebenbürtigen Jungs von Tesseract, aber zum Beispiel auch Meshuggah und Fear Factory in seiner Playlist laufen hat, sollte "Dualism" unbedingt antesten. Dies gilt auch für alle, die Progressive Metal mit einer mathematischen Note und teils sehr eingängigen Vocals lieben.

Euer Fibo

Wertung

Tracklist von "Dualism"

01. Arms Of The Sea (6:33)
02. Black Horse Stampede (3:57)
03. Reaching Home (5.10)
04. Sanguine Draws The Oath (5:51)
05. Consonant Hemispheres (4:20)
06. Burning The Midnight Oil (5:39)
07. Singularity (6:46)
08. Minor Earth, Major Skies (4:40)
09. Stoic Resignation (5:09)
10. Foreclosure (2:56)
11. Sketches From A Motionless Statue (5:22)

Weitere Infos

Release: 23.09.2011
Spielzeit: 56:20
Daniel de Jongh (Gesang)
Bart Hennephof (Gitarre)
Jochem Jacobs (Gitarre)
Remko Tielemanns (Bass)
Stef Broks (Schlagzeug)
Uri Dijk (Electronica)

Band-Kontakt:

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