Dienstag, 4. September 2012

Review: Katatonia - Dead End Kings

Drei Jahre sind nun schon wieder vergangen, da brachte "Night Is The New Day" den endgültigen Durchbruch für die Schweden, welcher mit dem vorigen 2006er Werk "The Great Cold Distance" bereits auf Kurs gebracht wurde. Das aktuelle Album "Dead End Kings" knüpft genau dort an und bringt elf neue, emotional tiefsitzende Songs mit, die im anno 2012 nicht typischer nach Katatonia klingen könnten. Eine gefühlvolle Rundfahrt durch die eigene Seele bitte!

Wir erinnern uns an den brechenden Opener "Forsaker" des letzten Albums "Night Is The New Day", der ohne mit der Wimper zu zucken eine dystopische Stimmungswelle entfachte. "The Parting" geht da einen anderen Weg. Die Stimme des Sängers Jonas Renske markiert hier gleich wieder das erste Highlight dieser Band, welche von sinnvollen Streicher-Electronicas und drückenden Gitarren unterlegt wird. Es dauert wirklich keine zehn Sekunden und die Band hat ihre Hörer genau da, wo sie sie auch haben wollen.

Gleich mit den zweiten Titel "The One You Are Looking For Is Not Here" packen die Schweden die  Keule der Eingängigkeit aus, denn der Eingangstenor sowie der Refrain münden ohne Umwege im Gehirn. Silje Wergeland von The Gathering leistet dazu eine hervorragende Gastarbeit. "Hypnone" zieht die Geschwindigkeit und auch die Lautstärke ein wenig an, bevor es mit "The Racing Heart" erstmalig richtig ruhig wird. Der Song erinnert stark an "Inheritance" und gehört definitiv zu den Songs, die man mehrmals hören muss, ehe sich die vielen kleinen musikalischen Details an der Oberfläche zeigen. Doch wenn es einmal so weit ist, dann scheint sich das eigene Herz wie von Geisterhand zu öffnen und die kolorierte Palette der Emotionen durchflutet den Körper.


"Buildings" zieht den brummenden Riff-Kreisel wieder auf und tönt dabei vor allem in den ersten Sekunden stark nach Bands wie Subway To Sally, bis ein typischer Katatonia-Refrain einsetzt. "Leech" startet unerwartet anders, kommt jedoch spätestens im Refrain wie gewohnt daher. An dieser Stelle wünscht man sich mehr von diesen klitzekleinen Experimenten, wie "Leech" allerdings nur zu Beginn hat vermutet lassen. Hier begehen Katatonia auch den einzigen Fehler, der ihnen auf der zweiten Hälfte des Albums verstärkt auf die Beine fällt. Was nämlich in der ersten Hälfte durch den Euphorie-Effekt für neue Songs kompensiert wird, wird spätestens nach der doch etwas differenten Nummer "Undo You" klar: Für den Hörer kommen hier keine Überraschungen mehr.

Dafür gibt es mit den letzten drei Titeln Katatonia-Kost zum Höchstpreis. "Lethean" lockert den Takt etwas auf, flockt in gewohnter Manier durch den katatonischen Fluss und mündet in dem etwas verschärften Ufer "First Prayer", bis aus den Wäldern der schwedischen Melancholie "Dead Letters" hervorbricht und einen wunderschönen Abschluss für ein rührendes, wieder einmal tiefgehendes, aber nicht zu stark bewegendes Album bringt. Versteht mich an dieser Stelle nicht falsch, "Dead End Kings" ist erstklassige Ware, doch trotz der Verträumtheit hätte ich mir dann doch ein paar schärfere Tempowechsel gewünscht.

Fazit: Der emotionale Tiefgang gepaart mit großen melodischen Momenten ist ein Rezept, welches auf "Dead End Kings" tatsächlich wieder einmal aufgeht, auch wenn dieses Mal einige Twists und Kniffe einen nicht mehr so stark packen können. Dafür hatte "Night Is The New Day" zu stark vorgelegt. Und auch wenn sich das Tempo zum Schluss nicht mehr großartig verändert, halten die Eingängigkeit und Detailverliebtheit für Emotionen einen immer wieder vor Augen, was Musik in der Seele alles auslösen kann.

Euer Fibo

Wertung

Tracklist von "Dead End Kings"

01. The Parting (4:52)
02. The One You Are Looking For Is Not Here (3:52)
03. Hypnone (4:07)
04. The Racing Heart (4:06)
05. Buildings (3:28)
06. Leech (4:23)
07. Ambitions (5:07)
08. Undo You (4:56)
09. Lethean (4:39)
10. First Prayer (4:28)
11. Dead Letters (4:49)

Weitere Infos

Release: 24.08.2012
Spielzeit: 48:47
Jonas Renske (Gesang)
Anders Nyström (Gitarre)
Per Eriksson (Gitarre)
Niklas Sandin (Bass)
Daniel Liljekvist (Schlagzeug)

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