Freitag, 5. Oktober 2012

Review: Calexico - Algiers

Calexico sind mir schon länger ein Begriff, doch erst mit "Algiers" packen sie mich am Schopf und drücken mir die Kopfhörer auf den Kopf. Die Kunst der US-Amerikaner ist es, zwischen Folk und Rock äußerst authentisch zu pendeln. Wenn in Zukunft musikalische Bekanntschaften immer so überraschend durch die Tür platzen und dabei solch eine entspannende Welle mit sich bringen, bin ich gern bereit, ein paar Runden zu drehen.

Sanftmütig startet der runde Zwölfer mit dem Opener "Epic". Mit seiner ruhigen Dynamik und den schnell wiederkehrenden instrumentalen Loops erinnert der Song sogar ein wenig an Radiohead, auch wenn im Großen eine andere musikalische Schiene befahren wird. Etwas schneller wird es mit "Splitter", den man als kleinen Kristall beschreiben könnte, der in abendlichem Sonnenlicht alle Strahlen von sich streckt. Was Calexico dem Hörer gleich zu Beginn bieten, verdient das Prädikat "abwechslungsreich".

Die musikalische Breite von Calexico entzückt und drängt in wohltuenden Wellen in das Gehör. Dass sich die anfänglich südländisch angehauchte Salza-Sommer-Atmosphäre von "Sinne In The Sea" mittig einmal kurz in ein dreckiges Wüstenrock-Ambiente verschiebt und durch die Instrumentalisierung direkt an Bands wie The Doors erinnert, hätte man nach den ersten Sekunden niemals erwartet - das ist einfach klasse!


Die unbeständige Taktvergabe von "Fortune Teller" in Verbindung mit den gefühlsbetonten Vocals erzeugen eine starke harmonische Beziehung, die im Refrain im Stande ist, Gänsehaut zu erzeugen. "Para" stellt den Stimmungskanal wieder um auf eine etwas ernstere Atmosphäre. Ebenfalls südländisch und überraschend wird es in dem Titeltrack "Algiers", auch wenn hier die geerdeten Gitarren zum Großteil im Sand stecken bleiben. Gleiches gilt - wie der Titel schon vermuten lässt - für den übernächsten Track "Puerto""Maybe On Monday" verfolgt eine sehr einprägsame Gitarrenlinie und entspannt sich durch den Gesang von Joey Burns glatt selbst.

Noch ruhiger fließen die Töne von "Better And Better" aus den Boxen. "No Te Vayas" legt die Betonung erneut auf eine Stimmung spanischer Gassen im Abendlicht, schmachtet mir dann allerdings doch ein klein wenig zu stark. Im Gegenteil dazu stehen die beiden Tracks "Hush" und "The Vanishing Mind", die beide ihre Reize ebenfalls in ruhige Klänge verpacken, mir jedoch wesentlich stärker zusagen.

In "Algiers" steckt die Unbeschwertheit eines "Parachutes" von Coldplay, ein paar verrückte Gedankenblitze von Radiohead, ein Quäntchen Stoner Rock sowie viele Details und überraschende Effekte. Diese Kombination ist schlichtweg unterhaltsam und durch die sehr ruhige Aura extrem entspannend. Die Vielfalt der verwendeten Instrumente bringt zudem einen Abwechslungsbonus, obwohl das Album im Gesamten sehr ruhig gehalten ist und nur in kurzen Momenten aus sich heraus bricht. Als Hörer darf man auf "Algiers" äußerst viel entdecken, was auch auf Dauer motiviert. Sehr starke vier Punkte!

Euer Fibo

Wertung

Tracklist von "Algiers"

01. Epic (4:16)
02. Splitter (3:31)
03. Sinner In The Sea (4:15)
04. Fortune Teller (3:58)
05. Para (3:53)
06. Algiers (3:43)
07. Maybe On Monday (3:37)
08. Puerto (4:24)
09. Better And Better (2:34)
10. No Te Vayas (4:15)
11. Hush (4:23)
12. The Vanishing Mind (3:54)

Weitere Infos

Release: 07.09.2012
Spielzeit: 46:38
Joey Burns (Gesang, Gitarre)
John Convertino (Schlagzeug) 
Paul Niehaus (Gitarre)
Jacob Valenzuela (Trompete, Vibraphon, Electronica)
Martin Wenk (Gitarre, Trompete, Vibraphon, Akkordeon, Flügelhorn)
Volker Zander (Kontrabass, Bass)

Band-Kontakt

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